«Ist es wirklich biblisch, als Familie mit Kindern in den interkulturellen Dienst zu gehen?»

«Ist es nicht eher für Singles oder Ehepaare gedacht? Der Missionsbefehl richtete sich an die Jünger und wir sehen Paulus als Single auf Reisen. Ja, Petrus war verheiratet, aber wir lesen nicht, dass er Kinder hatte.»

Die Frage erinnert mich an einen befreundeten koreanischen Arzt, den ich vor längerer Zeit in Korea in Englisch unterrichtete. Seine Frau (auch sie war Ärztin) und er fühlten sich als Familie berufen, in ein Land in Zentralasien zu ziehen, um dort Gottes Liebe unter der von Terror und Armut geknechteten Bevölkerung praktisch vorzuleben. Seine Eltern stellten dieses Unternehmen stark in Frage. Sie wehrten sich dagegen, dass ihre Grosskinder das gute Bildungsangebot in Korea verlassen, um ohne ‹festes Zuhause› in einem risikovollen, schlecht entwickelten Umfeld aufwachsen zu müssen.

Mein Freund rang nach dem richtigen Weg. Er sprach mit Leuten, las die Bibel, betete, fastete. Schliesslich fand er eine Antwort in Heb. 11,9: «Durch Glauben siedelte Abraham sich im Land der Verheissung an wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheissung». Weil Abraham seine Heimatstadt verliess, zelteten auch seine Kinder als ‹Miterben› der Berufung im fremden Land. Gott vergass Abrahams Nachkommen (selbst seine Grosskinder) nicht und wachte auch über deren Leben. Heute blickt diese koreanische Familie auf eine gesegnete Zeit in Zentralasien zurück. Gott machte sie dort zum Segen. Die Kinder haben sich gut entwickelt und studieren heute an namhaften Universitäten im Ausland.

Weder die guten Erfahrungen einer einzelnen Familie, noch die schlechteren Erlebnisse einer anderen Familie (leider gibt es auch dies) sollten indes als Gradmesser dienen. An den Früchten sollt ihr sie erkennen (Mt 7,16)! Wie sehen denn die Früchte von Familien in der Mission aus? Wundervoll, in jeder Beziehung! Ihren Einsatz können wir uns aus dem Missionsgeschehen über die Jahrhunderte gar nicht wegdenken. Heute ist die Gemeinde weltweit da, wo sie ist, weil viele Familien (ja, auch Singles und kinderlose Ehepaare) bereit waren, Gott zu vertrauen. Mit ihren speziellen Bedürfnissen brauchen Familien jedoch besondere Fürsorge und Geduld. In diesem Bereich wurde aus der Missionsgeschichte sicher viel dazugelernt. Familien sind wie Pflanzen, die ein auf sie abgestimmtes Umfeld brauchen, um Früchte zu tragen. Wenn ein Baum in einem Jahr keine Früchte trägt, sollten wir die Fürsorge intensivieren und nicht gleich die ganze Baumschule abschaffen.

Die Bibel nimmt Familien sehr  ernst. Gemeindevorsteher sollen sich zuerst in der eigenen Familie bewähren (1. Tim. 3,4). Wenn dies so ist, warum sollte Gott Familien von der Gemeindegründungsarbeit ausschliessen? Gerade Familien sind in ihrem Umgang untereinander oft ein Vorbild für andere Familien. Kinder öffnen Herzen und Familien sind oft gute Gastgeber.

Ein Blick auf Europa zeigt: Wir wollen die Leute aus armen Ländern nicht bei uns. Wer zu uns kommt, nur weil die Bedingungen im eigenen Land schlecht sind, bezeichnen wir als Wirtschaftsflüchtling. Wie können wir da gleichzeitig sagen, dass wir unseren eigenen Kindern nie zumuten möchten, in diesen Ländern aufzuwachsen, selbst dann nicht, wenn Gott ruft? Ist das Liebe, wie die göttliche Familie (Vater, Sohn und Heiliger Geist) sie uns vorgelebt hat?