Projekt im Nahen Osten

Unser Gemeinschaftszentrum steht in einem ärmeren Aussenquartier einer Grossstadt, direkt hinter der überfüllten Primarschule. Im Winter werden die ungeteerten Strassen zu Bächen und im Sommer schwebt der Staub in der Luft. Hier wohnen vor allem Handwerker und Taglöhner. Viele von ihnen haben nur eine mangelhafte oder gar keine Schulbildung, und so haben auch ihre Kinder schlechtere Voraussetzungen für die Zukunft.

Seit der IS im August 2014 in die Siedlungsgebiete der religiösen Minderheit der Yeziden eingefallen ist, hat dieses Quartier auch Flüchtlinge beherbergt, wie es sich für gute Muslime gehört. Fünf Jahre später bleiben noch 37 yezidische Familien (gegen 200 Personen), die versuchen, sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Obwohl die Yeziden wohlwollend aufgenommen wurden, gibt es doch ein unterschwelliges Misstrauen im Umgang miteinander.

Das Gemeinschaftszentrum steht unter der Schirmherrschaft der chaldäischen Kirche. Als Christen bilden wir eine Brücke zwischen den Religionen und Ethnien. Offiziell arbeiten wir sozialdiakonisch. Unsere Ziele sind Bildung und Gemeinschaftsförderung.

Angefangen hatte das Jahr 2019 mit der Eröffnung eines Kindergartens, vorerst für drei Vormittage pro Woche. Rund 40 Kinder haben im Lauf des Jahres von diesem Angebot profitiert, zehn davon Flüchtlingskinder.

Für Schulkinder gibt es Englischkurse und Nachhilfestunden in Sprache und Mathematik, Spiel- und Bastelnachmittage.

Ein weiteres wichtiges Angebot ist die Alphabetisierungsklasse für Erwachsene, mehrheitlich Frauen. Einige von ihnen besuchten auch den Strick- und Häkelkurs. Ein absoluter Renner war die Nähklasse. Rund 70 Frauen drängten sich in das kleine Gebäude mit drei Klassenzimmern.

Anfangs Sommer und kurz vor Weihnachten gab es ein Kinderfest. An diesen Tagen platzte das Zentrum mit weit über 100 Besuchern aus allen Nähten. In solchen Momenten sind wir froh über das Wohlwollen der Nachbarschaft und die gute Zusammenarbeit mit der Schule.

Aus den Handarbeitskursen ist ein Ladenprojekt entstanden. Dort sollen die Frauen ihre Arbeiten verkaufen können. Noch gibt es viele Schwierigkeiten zu überwinden.

Alle Kurse werden unter unserer Aufsicht von lokalen Lehrern unterrichtet, viele von ihnen auch aus dem Quartier. Sie erhalten einen angemessenen Lohn und obligatorische Weiterbildung. Um mit uns arbeiten zu können, braucht es nicht zwingend ein Diplom, aber die Bereitschaft und Fähigkeit, Neues zu lernen und sich für das Wohl aller einzusetzen.

Immer wieder führen wir auch Verteilaktionen von Lebensmitteln, Heizöl oder Kleidern durch.

Autoren: A. & T.