Jeremia 17,14

Heilung ist etwas, das uns die Bibel verspricht. Gott der Schöpfer stellt sich uns darin als Gott des Heils vor (Micha 7,7) und erfüllt sein Versprechen durch Yeschuah (Jesus), den Heiland der Welt.
In den hebräischen Texten der Bibel lässt sich obiger Ausdruck mit «Hilfe, Heil oder Glück» wiedergeben. Er findet vor allem im messianischen Sinn Verwendung. Das griechische Neue Testament braucht mit soter einen Ausdruck, der die gleiche Bedeutung hat, allerdings damals auch auf andere Götter bezogen wurde.
Natürlich kennt die Bibel auch explizit den Ausdruck für Heilung, der uns im Namen Rafa’el (Gott heilt) bekannt sein dürfte. Einer der vielen Namen Gottes ist dann auch Jahwe Rafa, HERR der Heilung. Im Gebet des Jeremia (17,14) werden rafa (heilen) und yascha (retten) in einem in der jüdischen Poesie vielfach zur Verdeutlichung verwendeten Parallelismus gemeinsam ausgerufen: Heile mich, HERR, so werde ich geheilt! Rette mich, so werde ich gerettet!

UMFASSENDE HEILUNG
Genau das haben wir in unserem irdischen Leben immer wieder nötig. Vor vielen Jahren sangen wir ein Lied, in dem es im Refrain hiess: Jesus, errette mich jetzt. Damals verstand ich das nicht ganz und dachte mir, wozu um etwas bitten, das ich durch Jesus, den Retter, bereits erhalten habe? Erst im Laufe der Jahre merkte ich, dass ich Hilfe, Heilung, Rettung stets und immer wieder neu nötig habe. Ja, durch Jesus’ Werk sind wir, wie es im Hebräerbrief 10,10 ausgedrückt wird, ein für alle Mal geheiligt und damit geheilt, gerettet oder erlöst.
Aber wir leben noch immer in einer gefallenen Welt. Solange wir in dieser leiblichen Zeltwohnung ‹einheimisch› sind, sind wir ‹ausheimisch› bei dem Herrn, wie Paulus es an die Korinther gerichtet festgestellt hat (2.Korinther 5,8). In dieser höchst empfindlichen Wohnung brauchen wir das ganze Paket der Rettung, Hilfe und Heilung unseres Gottes. Dazu gehören sowohl Charakterschwächen, mit denen wir nicht selbst fertig werden und die uns erst mit einer zunehmenden Beziehung zum heiligen Gott bewusst werden, als auch Leiden aller Art, die uns in unserem Alltag treffen können.
Meine mir jüngst Sorgen bereitenden Zahnschmerzen und die ersehnte Heilung waren im Augenblick ihres Auftretens ein genauso legitimes wie sich aufdrängendes Anliegen, das zum Gebet um Heilung führte, wie die chronische Krankheit, unter der jemand leiden mag, der Schmerz über den Verlust eines lieben Menschen, die Unsicherheit vor der Zukunft oder eine anstehende Operation.

VOLLKOMMENE HEILUNG
Heilung und Errettung haben wir solange und immer wieder nötig, bis wir uns von dieser Welt verabschieden, um beim HERRN zu sein, was Paulus in seinem Schreiben an die Philipper auch als viel besser bezeichnet hat (1,23).
Könnte es sein, dass dieser Mann, der sein Leben für die Sache des HERRN eingesetzt und damit als lebendiges Opfer auf den Altar gelegt hat (Römer 12,1) nach der Vielzahl der ausgestandenen Nöte (2.Kor. 11,23f) und der vergeblichen Bitte um Errettung oder Heilung von einem uns unbekannten Leiden (12,9), sich einige Jahre später im Gefängnis vermehr nach der endlichen Erlösung von diesem Leib gesehnt hat?
Vollkommene Heilung wird es für jeden von uns erst in Zukunft beim zweiten Kommen unseres HERRN geben. Die Bibel verspricht uns Heilung in diesem Leben, aber die betrifft in erster Linie das durch Jesus erwirkte Heil, die Rettung von den ewigen Folgen unserer Sünde, den Frieden mit Gott.
Aber es gibt keine Garantie, dass uns Heilung in allen Bereichen des Lebens schon hier gewährleistet wird. Paulus musste Genüge finden in der Gnade unseres Gottes, zu der auch wir dank unserem Heiland Jesus Christus stets freimütigen Zugang haben. Und in dieser Beziehung möchte uns Gott mit seinem eben erwähnten Frieden erfüllen. Das uns wohlbekannte schalom bedeutet eigentlich unversehrt oder wohlbehalten sein. In diesem Leben ist es uns zwar gegönnt, hier und da Bekanntschaft damit zu machen, aber die Vollendung davon wartet noch auf uns.

Autor: Hanspeter T. arbeitet seit 1987 als interkultureller Mitarbeiter und theologischer Lehrer im Nahen Osten.