«Wenn sich ein Leben so verändert, bedeutet das auch neue Hoffnung für die ganze Familie.»

Am Rande unserer kleinen Stadt, vor einem unverputzten Haus, gebaut aus rohen Zementblöcken, halten wir an. Hier wohnt sie, die Frau mit ihren vier Kindern. Wir versuchen im matschigen Sumpf einige trockene Stellen zu finden, um zu Fuss bis zur Haustür zu gelangen, ohne dass unsere Flipflops ganz mit Lehm verklebt werden. Ein paar Meter vor der Tür bleiben wir stehen und klatschen in die Hände.

Zuerst geschieht gar nichts, dann hören wir einige leise Geräusche hinter der Tür, und kurz darauf öffnet sich die Türe einen kleinen Spalt. Ein vielleicht 12-jähriges Mädchen guckt hervor. Beim Nachfragen informiert sie uns, dass ihre Mutter gerade nicht da sei. Wir fragen, ob sie einen Sack mit Grundnahrungsmitteln gebrauchen könnten. Natürlich bejaht sie dies.

So bringen wir den Sack, den wir vorher bereit gemacht haben, zu ihrem Haus. Als sie die Tür öffnet, sehen wir die drei kleineren Geschwister. Sie spielen auf dem rauen Betonboden und auf einer alten, halb zerfetzten Matratze, die auf dem Boden liegt. Als wir uns verabschieden und gehen wollen, kommt gerade die Mutter mit ihrem Fahrrad zurück. Sie wirkt etwas schüchtern und verlegen, bedankt sich aber herzlich für die Gabe, und ihre Augen beginnen aufzuleuchten.

WENN DER VATER IM GEFÄNGNIS SITZT
Die Familie ist vor über sechs Jahren von Kolumbien nach Brasilien gezogen. Sie sprechen ein gebrochenes Portugiesisch. Hier in der Nähe haben sie etwas Land zugesprochen erhalten, wo sie Maniok anbauen können. Vor einiger Zeit aber wurde ihr Mann ins Gefängnis gebracht, weil er sich in den Drogenhandel verwickelt hat.

Die Polizei konnte bei ihm auch verschiedene gestohlene Gegenstände sicherstellen. Ich traf den Mann, als ich die Gefangenen im Stadtgefängnis besuchte und ihnen die Botschaft vom Evangelium erzählte. Während ihr Mann im Gefängnis sitzt, ist diese Frau mit ihren Kindern ganz auf sich selbst gestellt, denn sie hat keine Verwandten in der Region. Sie erzählt uns, dass es für sie unmöglich sei, selbst mit den Kindern mit dem Kanu bis zu ihrem Feld zu fahren, um es weiter zu bebauen.

Sie befindet sich mit ihren Kindern in einer schier hoffnungslosen Lage. Mit jedem Hilfspaket und jeder staatlichen Hilfe flammt wieder etwas Hoffnung auf. Wir wissen, dass unsere praktische Hilfe nur eine kleine, temporäre Erleichterung in diese schwierige Situation bringt, aber dennoch ist es auch ein kleiner Hoffnungsschimmer für sie.

DIE HOFFNUNG AUF FREILASSUNG
Wenn ich mit den Gefangenen plaudere, wird immer klar, dass es ihre grosse Hoffnung ist, so bald wie möglich wieder freizukommen. Ich habe aber schon einige Mal erlebt, dass ich die gleichen Männer dann einige Monate später wieder im Gefängnis angetroffen habe. Es reicht eben nicht, einfach «frei zu sein», um wieder dieselben falschen Dinge zu machen.

Bei den Gefängnisbesuchen versuchen wir, diesen Männern den Horizont zu öffnen und den Wunsch auf eine grössere Hoffnung, die weit über die Gefängnismauern des Stadtgefängnisses hinausgeht, zu wecken. Eine Hoffnung auf die Freiheit von der Gefangenschaft in der Sünde, die eine komplette Veränderung ihres Lebens mit sich bringen wird.

NEUE HOFFNUNG FÜR DIE GANZE FAMILIE
Wenn sich ein Leben so verändert, bedeutet das auch neue Hoffnung für die ganze Familie. Die Hoffnung für ein besseres Leben auf dieser Erde.

Auch wenn die Armut hier vielleicht nicht ganz weggewischt wird, bleibt doch die Hoffnung, die über dieses irdische Leben hinausreicht, und das beeinflusst auch das praktische Alltagsleben.

Bei meinem letzten Besuch im Gefängnis war dieser Mann nicht mehr dort. Er war wieder «frei». Es ist unser Wunsch, dass er Jesus findet, der ihn wirklich frei macht. Dass er frei von der Knechtschaft der Sünde wird und dadurch die ganze Familie mit Gottes lebendiger Hoffnung erfüllt werden kann.

Autor: Markus