von Rebekka A.
Du bist Bibelschullehrer im Nahen Osten…
Nein, nein, ich biete Seminare für Teilnehmer und Teilnehmerinnen und präsentiere ihnen etwas zu einem bestimmten Thema.
Was waren die grössten Herausforderungen?
Mit dem Unterrichten anzufangen. Ich sah mich eigentlich nicht als Lehrer, aber Gott hat mir diese Gaben geschenkt und ich durfte sie dort entdecken. Unterstützung erhielt ich von einer wunderbaren Mentorin aus Kanada. Sie half mir beim Vorbereiten – was anfangs sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Letztlich hat es mir aber riesig Freude gemacht, denn um unterrichten zu können, musste – bzw. durfte – ich selbst viel lernen und erforschen.
Wir versuchen ausserdem, Kopfwissen, Herz und Praxis gleichwertig zu behandeln. Die Teilnehmer sollen Freude haben an den Seminaren und sie sollen sich auch an das Gelernte erinnern. Didaktisch könnte ich mich sicher noch verbessern. Man hat nie ausgelernt.
Sicher gab es Momente, in denen ihr aufgeben wolltet.
Was hat euch da ermutigt?
Na, Gott natürlich. (Er lacht.)
Geht das noch etwas konkreter?
Ein «Fall», der mir geblieben ist: Wir waren eine kleine Gruppe mit vielleicht 15 Personen. Eine Frau – sie war die beste Freundin meiner Frau Anne und eigentlich die reifste Gläubige in dieser Gemeinschaft – nahm sich nach einer Fehlgeburt und weiteren schwierigen Umständen das Leben. Nach diesem Rückschlag hatten wir das Gefühl, wir müssen abdanken. Wir hatten offenbar versagt und dachten, jemand anderes müsse diese Arbeit übernehmen.
Diese Frau hatte sogar eine Zeit lang bei uns gewohnt und wir hatten nichts bemerkt. Wir konnten uns dann für drei Tage zurückziehen. Wir suchten Gott und beteten. Da hatten wir das Gefühl, Gott möchte von uns, dass wir dranbleiben und weitermachen. Das haben wir gemacht.
Wie habt ihr sonst Gottes Führung erlebt?
Ein anderes Erlebnis war, als wir eingeladen wurden, in einer anderen Stadt mitzuarbeiten. Ich hatte grossen Respekt vor dem Leiter dort und fühlte mich geehrt durch diese Anfrage. Es wäre auch eine spannende, neue Herausforderung gewesen, auf die ich mich gern eingelassen hätte. Trotzdem entschieden wir uns letztlich dagegen.
Ausschlaggebend war der Eindruck unseres damals 8-jährigen Sohnes. Er sagte: «Wenn Gott uns klar gezeigt hat, dass wir hierher kommen sollen, dann sollte Er uns doch auch klar zeigen, wenn wir an einen neuen Ort gehen sollen.» Und einen solchen klaren Fingerzeig von Gott sahen wir nicht. Es hätte uns selbst einfach gut gefallen. Also gingen wir nicht auf die Anfrage ein. Es stellte sich als die richtige Entscheidung heraus.
Ich weiss von anderen Leuten, die sich später auf genau diese Aufgabe eingelassen haben, und letztlich völlig «im Regen stehen» gelassen wurden. Im Rückblick sehen wir darin Gottes Gnade, Er hat uns durch unser Kind bewahrt.
Welches ist deine grösste gelernte Lektion?
Nicht auf mich selbst vertrauen und trotzdem etwas wagen. Ich war als junger Mann sehr stolz und Gott hat Wege gefunden, mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich es nicht selbst kann. Aber auf Ihn kann ich mich verlassen und mit Ihm kann ich vorwärts gehen.
Möchtest Du uns von einem Erlebnis mit Gott erzählen?
Einmal kam ein Neugieriger in die Versammlung, der viele Fragen stellte. Er war ein intelligenter Mann und er drängte mich immer weiter in eine Ecke. Irgendwann wusste ich nicht mehr was sagen. Das hat mich in der nächsten Nacht beschäftigt, ich konnte nicht schlafen. Ich hoffte sogar, dass er am nächsten Sonntag nicht kommen würde. In der nächsten Versammlung tippte mir jemand von Hinten auf die Schulter – es war dieser Mann. Er sagte, er habe geträumt: Da sei eine Person gekommen und habe ihm gesagt, er solle mich in Ruhe lassen. Das hat mich echt bewegt und ermutigt.
Hast Du einen Rat für angehende interkulturelle Mitarbeitende?
Etwas wagen und in Bewegung bleiben. Ein Auto, das nicht fährt, kann man nicht steuern. Gott kennt unser Herz, unsere Einstellung. Auch wenn wir in eine falsche Richtung starten, wird Er uns lenken, wohin Er will. Also wagen wir etwas! Versuchen wir, Ideen umzusetzen – Er wird leiten.