«Daran will ich denken und mich in meiner Seele erinnern, dass ich einherging in dichtem Gedränge, mit ihnen ging zum Haus Gottes mit lautem Jubel und Dank in feiernder Menge.» Psalm 42,5

Es ist Freitagmorgen, wir spazieren durch die schmalen Gassen in unserem Quartier. Es ist ruhiger als an anderen Tagen, denn heute ist ihr Feiertag. Während die Sonnenstrahlen uns aufwärmen, rennt unsere zweijährige Tochter mit vollem Enthusiasmus ein paar Strassenkatzen hinterher. Die Stille wird plötzlich durch den lauten Gebetsruf der Moschee unterbrochen.

Von überall kommen uns Männer mit ihrem Gebetsteppich unter dem Arm entgegen. Aus einigen Häusern hören wir Stimmen von Frauen, die zusammen Kaffee trinken. Während wir weitergehen, denken wir über die aussichtslose Situation von vielen, vor allem jüngeren Menschen in unserem Land nach. Die Statistiken sprechen für sich. Viele Einheimische werden von Depressionen geplagt. Auch Selbstmorde gehören zur Tagesordnung.

VITAMIN B
In erster Linie geht es darum, in welche Familie man hineingeboren wurde. Hat diese wenig Geld, und kommt jemand nicht aus einer einflussreichen Familie, dann wird er/sie es wahrscheinlich nie wirklich zu etwas bringen. An einer guten Universität zu studieren ist dann kaum möglich, egal wie intelligent man ist.

Und wenn jemand vielleicht doch studieren konnte: Einen guten Arbeitsplatz zu finden, den man nur mit «Vitamin B» (sprich guten Beziehungen) bekommt, ist sehr schwierig. Die Lösung des Problems ist dann einfach: Viele möchten nach Europa oder in die USA auswandern. Dort liegt einem zumindest die Welt zu Füssen. Wenn man hierbleibt, kann man die Hoffnung auf ein angenehmes Leben so ziemlich aufgeben.

DER ISLAMISCHE GLAUBEN
Ein weiterer Aspekt ist der Glaube in unserem Land. Uns kommen gerade zwei voll verschleierte Frauen und eine Gruppe Männer entgegen, die mit ihrem Gebetsteppich unter dem Arm die Moschee mittlerweile wieder verlassen haben. Diese liebenswürdigen und gastfreundlichen Menschen tun ihr Bestes, um zu den vorgeschriebenen Zeiten zu beten, geben Almosen an die Bettler und versuchen ein möglichst gutes Leben zu führen.

Doch es bleibt eine grosse Unsicherheit über das Leben nach dem Tod. Denn man kann nie ganz sicher sein, wo man nach dem Tod sein wird. Trotz aller Mühe vergeht einem auch hier die Hoffnung, und das ist auch in den Gesichtern von vielen abzulesen.

EIN LEBEN VOLLER HOFFNUNG
Und dann gibt es Markus, einen Beduinen, der mit uns befreundet ist. Die Beduinen gehören leider noch immer zu den unerreichten Volksgruppen*. Aber Markus ist einer der wenigen Beduinen, der vor wenigen Jahren Jesus als seinen Erlöser kennenlernen durfte.

Und damit veränderte sich auch sein Leben von einem Tag auf den anderen. Von einem aussichts- und hoffnungslosen Leben zu einem Leben voller Hoffnung durch IHN. Aber ehrlich gesagt, gleichzeitig verlor er dadurch auch alles, was es braucht, um es irgendwie zu einem angenehmen Leben zu bringen – seine Familie.

So arbeitet er nun von morgens früh bis abends spät in einem kleinen Tante Emma Laden als Verkäufer. Der Lohn ist minimal und schlafen kann er in einem kleinen Raum in demselben «Lädeli». Wie kann er es in seinem Leben noch zu etwas bringen, geschweige denn eine Familie gründen? Ohne die Unterstützung der Familie ist man hier niemand, und einem familienlosen Mann wird kaum jemand seine Tochter geben wollen.

DIE EINZIGE HOFFNUNG
Mittlerweile haben Theodor und zwei Freunde mit Markus ein Jüngerschaftstraining begonnen, so dass dieser in der neu gefundenen Hoffnung wachsen kann und sie hoffentlich nie verlieren wird. Zudem steht seit neuem eine kleine Sparbüchse in seiner Kammer, die Theodor für ihn gekauft hat. Jede Woche legt Markus einen abgesprochenen Betrag in diese Sparbüchse und lernt so für seine Zukunft Geld zu sparen. Er ist stolz auf seine Sparbüchse, die sich nun langsam füllt.

Gleichzeitig gewinnt er an Selbstvertrauen, dass er es vielleicht doch zu etwas bringen wird. Unser Gebetsanliegen ist es, dass Menschen wie Markus von der Gefangenschaft in ihrem heutigen Leben befreit werden. Und dass sie die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott kennenlernen dürfen, aber auch durch praktische Hilfe einen Hoffnungsschimmer hier auf der Erde erkennen dürfen. Betet ihr mit?

*Als unerreichte Volksgruppen gelten Volksgruppen, unter denen es keine Gruppe von lokalen Nachfolgern von Jesus gibt, die eine genügend grosse Anzahl von Gläubigen sowie die Ressourcen haben, um ihre Volksgruppe ohne Unterstützung von aussen erreichen zu können.

Autor: Timon