«Die Nächstenliebe sollte das Markenzeichen der weltweiten Gemeinde sein und so die Welt im Sinne Gottes etwas gerechter machen.»
Saddam Hussein versuchte 1988 die Kurden im Irak auszulöschen. Der sogenannten Anfal Kampagne fielen über 182’000 Menschen zum Opfer. Dies ist nur ein Beispiel von himmelschreiendem Unrecht. Auch aktuell leiden weltweit Millionen von Menschen unter Diskriminierung, Gewalt, Armut und Krieg.
Zum Glück geht es uns in der Schweiz verhältnismässig gut. Doch auch bei uns gibt es Benachteiligung, Armut, Mobbing, Gewalt und Ausbeutung. Gibt es überhaupt Gerechtigkeit in dieser Welt?
Jedem das Seine
In einer modernen Gesellschaft wird zwischen zuteilender und ausgleichender Gerechtigkeit unterschieden. Das erste Prinzip besagt, dass jeder das bekommt, was ihm nach seiner Position und Leistung zusteht. Ein Chef bekommt mehr Lohn als ein Arbeiter. Wem es schlecht geht, der ist selbst schuld.
Beim zweiten Prinzip geht es darum, dass für alle die gleichen Massstäbe gelten. Wo bei uns Gleichberechtigung selbstverständlich ist, ist sie z.B. im indischen Kastensystem undenkbar. So wird Gerechtigkeit je nach Kulturkreis unterschiedlich interpretiert. Was sagt die Bibel über Gerechtigkeit?
Gerechtigkeit in der Bibel
Im Abendland hat die Bibel einen wesentlichen Einfluss auf unser Gerechtigkeitsempfinden ausgeübt. Gott selbst ist gerecht (Jer 23,6), und er fordert gerechtes Handeln von den Menschen untereinander (Deut 15,7ff).
Während in einer unregulierten freien Marktwirtschaft einfach das «Recht des Stärkeren» gelten würde, fordert Gott im mosaischen Gesetz explizit Gerechtigkeit gegenüber den Armen, Witwen und Fremden (Ex 23,11ff). Deshalb setzten sich die Propheten, Jesus Christus sowie die Apostel vehement gegen soziale Ungerechtigkeit ein. Dabei weicht die Bibel vom Prinzip der zuteilenden Gerechtigkeit ab. Jemandem in einer Notlage muss geholfen werden. Gerechtigkeit ist eng mit dem Gebot der Nächstenliebe verknüpft.
Ein prominentes Beispiel ist das Gleichnis des barmherzigen Samariters (Luk 10,25ff). Er tat weit mehr als man heute juristisch einfordern könnte, während man den Priester und Leviten verklagen würde. Bei dem blind Geborenen gingen sogar Jesu Jünger davon aus, dass entweder er oder die Eltern bekommen haben, was sie verdient hatten. Doch Jesus versichert: «Weder er noch seine Eltern haben gesündigt» (Joh 9,3).
Bei dem vielen Unrecht in der Welt muss Gott doch auch eine Antwort auf die Ungerechtigkeit haben. In der Bibel finden wir das Prinzip der Gleichheit und Proportionalität. Gleiches Recht für alle bedeutet, dass weder der Reiche noch der Arme bevorzugt werden darf (Lev 19,15). Proportionalität bedeutet, dass ein Mord schwerer bestraft wird als ein geringes Vergehen. Die Bibel kennt nicht nur die rettende, sondern auch die strafende Gerechtigkeit Gottes (Dan 9,14).
Gerechtigkeit aus dem Glauben
Aufgrund der Sünde ist kein Mensch von sich aus gerecht und somit verloren (Röm 3,10). Die Gerechtigkeit Gottes umfasst nicht nur das Gericht, sondern auch das heilschaffende Handeln Gottes. Durch den Sühnetod von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha wird der Sünder freigesprochen (Mk 10,45). Der Gerechte ergreift das Heil im Glauben (Röm 1,16-17).
Und wie schon die Helden aus alttestamentlicher Zeit im Vertrauen auf Gott gelebt haben (Heb 11), so sollen auch Christen durch ihren Glauben mit der Kraft des Heiligen Geistes Taten der Nächstenliebe vollbringen. Eigenes Streben nach Gerechtigkeit durch gute Taten ist immer zum Scheitern verurteilt (Röm 3,20).
Hoffnung in einer ungerechten Welt
Nachfolger Jesu sind das Licht in einer sündhaften und oft ungerechten Welt (Mt 5,14). Sie sind die Hoffnungsträger für die verlorenen Menschen: Sie verkünden nicht nur die rettende Botschaft vom Heil in Jesus Christus, sondern dienen auch den Menschen in Liebe.
Dem Beispiel Jesu folgend kümmern sie sich besonders um die Hilfsbedürftigen. Solche Nachfolge ist oft beschwerlich. Die Menschen werden sie hassen, schmähen, ausstossen und sogar töten. Doch Jesus verheisst: «Freut euch an jenem Tage und springt vor Freude; denn siehe, euer Lohn ist gross im Himmel » (Lk 6,23).
Autor: Andy