«Die Menschen in diesem Land suchen nach etwas, doch sie wissen nicht wonach. Sie setzen ihre Hoffnung auf mehr Wohlstand. Aber wonach sie sich eigentlich sehnen, ist Jesus. Deshalb ist es so wichtig, dass Ihr für uns betet!»

«Woher kommst du?» Eigentlich sollte ich nicht mehr als nötig mit Taxifahrern sprechen, aber da mein Pass hierzulande ein Statussymbol ist, antworte ich ihm: «Aus der Schweiz.» «Warum bist du dann hierhin gekommen?»

Ich bin genervt. Ich führe dieses Gespräch beinahe jeden Tag. Dabei liebe ich dieses Land und würde am liebsten hierbleiben. Für die Menschen hier ist es jedoch genau umgekehrt. Beinahe alle haben einen grossen Traum: Weg von hier!

Ein anderes Mal sitze ich mit meiner Freundin im Wohnzimmer und trinke Tee. Diese Zeiten geniesse ich sehr. Sie weiss immer eine lustige Geschichte zu erzählen und erklärt mir geduldig, was die einzelnen Worte bedeuten, wenn ich sie nicht verstehe.

Nach einer Weile wird sie plötzlich ernst. «Weisst du, auch ich habe einen grossen Traum!», beginnt sie. «Ich will nach England.» Mir kommen beinahe die Tränen, denn ich habe gesehen, wie furchtbar einsam das Leben für meine Freunde aus dem Nahen Osten in Europa sein kann. Ich bezweifle, dass meine Freundin sich wirklich vorstellen kann, wie das Leben in einer fremden Kultur ist und möchte nicht, dass sie einen Fehler macht, den sie später bereut.

Trotzdem muss ich zugeben, dass ich sie verstehe. Das Geld ist knapp, die sozialen Verpflichtungen beinahe endlos, die Freiheiten einer Frau beschränkt und auch Ausbildungsmöglichkeiten lassen zu wünschen übrig. Ja, es ist ungerecht!

Ich habe mir dieses Land ausgesucht und sobald ich will, kann ich es wieder verlassen. Nur weil ich den richtigen Pass habe. Sie hat keine Wahl. «Dieses Land hat keine Zukunft, wenn es alle einfach verlassen!», versuche ich ihr zu erklären, aber in ihrer Situation ist das nur ein schwacher Trost.

Nach jedem dieser Gespräche wird mir das Gebet wieder besonders wichtig. Ein einheimischer Prediger brachte das tieferliegende Problem einmal in einer Predigt für uns Ausländer folgendermassen auf den Punkt:

«Die Menschen in diesem Land suchen nach etwas, doch sie wissen nicht wonach. Sie setzen ihre Hoffnung auf mehr Wohlstand. Aber wonach sie sich eigentlich sehnen, ist Jesus. Deshalb ist es so wichtig, dass Ihr für uns betet!»

Diese Bitte will ich ihm gerne erfüllen.

Autorin: Laura