Glücklich und müde sank ich an meinem Lieblingsplatz an der warmen Wand des Backsteinofens nieder. Die letzten Tage waren intensiv, und wir verbrachten viel Zeit mit Einheimischen. So war ich froh, dass dieser Besuch vorüber war.
Als ich dann bald darauf ins Bett ging, schaute mich Chrigi, mein Mann, nur verdutzt an, sagte aber nichts. Am nächsten Morgen, noch im Bett, wusste ich plötzlich, was Chrigis verdutzter Blick sollte. Es war 1. Januar. Das bedeutet, dass ich Neujahr verschlafen hatte und ich mir nicht wie üblich Zeit genommen hatte, um zu reflektieren. Noch immer im Bett fragte ich Gott, was dieses Jahr mein Jahresmotto sein sollte. Noch bevor ich die Frage fertig gedacht hatte, kam mir «Lobpreis und Gebet» in den Sinn.
Nach dem Frühstück beteten Chrigi und ich für den nächsten anstehenden Besuch, dass Gott uns doch eine Möglichkeit geben würde, etwas von unserer Hoffnung weiterzugeben. Während dem Gebet schoss es mir durch den Kopf: «Das ist jetzt noch nicht dran, Gebet und Lobpreis soll euer Fokus sein». Als ich diesen Gedanken mit Chrigi teilte, kam wieder ein verdutzter Blick. Er hatte denselben Gedanken gehabt. Mir flossen die Tränen übers Gesicht. Es löste einerseits den Druck, ständig zu versuchen, etwas weiterzugeben, und anderseits war ich berührt, wie Gott mein Jahresmotto bestätigte und im anschliessenden Gespräch zu unserem gemeinsamen machte.
Es lagen zwei Monate vor uns ohne Teamkollegin, ohne andere Gläubige und was wir noch nicht wussten, bald auch ohne fliessendes Wasser, tagsüber ohne Strom und nur schwaches bis gar kein Internet. Eigentlich alle Voraussetzungen, um niedergeschlagen und einsam zu werden. Diese Momente gab es aber nur selten. Viele Abende verbrachten wir gemeinsam im Lobpreis und Gebet und fühlten Gottes Nähe manchmal ganz spürbar.
Von unserer Teamkollegin eingefädelt, durften wir ein Wochenende bei einem amerikanischen Ehepaar verbringen, das am Ausgang unseres Tales wohnt, dreieinhalb Autostunden von uns entfernt. Wir kannten die beiden noch nicht, und doch war es ein sehr ermutigendes Wochenende. Sie erzählten uns, dass sie schon viele Jahre für das ganze Tal beten und unser Team als eine Gebetserhörung sehen. Ich fühlte mich ertappt. Bis anhin hatte ich fast nur für unser eigenes Dorf gebetet. An diesem Wochenende wuchs unsere Vision weit über unser Dorf hinaus, dreieinhalb Stunden abwärts aber gleichzeitig auch sieben Autostunden aufwärts bis hin zum letzten Dorf vor dem Gletscher.
Nun ist unsere Teamkollegin zurück, der Frühling bricht an, das Wasser und der Strom sind zurück. All dies trägt dazu bei, dass sich der Alltag wieder etwas beschleunigt. Mögen die vergangenen Monate für uns ein Fundament sein, so dass wir trotzdem im Gebet und Lobpreis weiterwachsen können.
Autoren: Priscilla und Chrigi