«Wenn wir unerreichten Menschen das Evangelium in Wort und Tat weitergeben, werden wir Risiken eingehen müssen.»

Wir alle wünschen uns Sicherheit, Geborgenheit und Frieden. Sie sind ein Geschenk Gottes. Gleichzeitig ist die Bibel voll von mutigen Unternehmungen, aussichtslosen Situationen und Anweisungen von Gott, die ganz viel Risiko beinhalten. Wenn wir die Glaubenshelden der Bibel vor unseren Augen ‘durchscannen’, gibt es wohl niemanden, der keine oder nur wenige schwierige Situationen erlebt hat.

Auch das Leben von Jesus, seine Geburt und die anschliessende Flucht nach Ägypten, beginnt mit viel Risiko. Die Jünger selbst sind sich bei der Entscheidung, Jesus nachzufolgen, der Risiken wohl nicht bewusst und werden kontinuierlich herausgefordert, Jesus mehr zu vertrauen.

Gottes Mission nimmt das Risiko in Kauf

Jesus scheint dem Risiko nicht aus dem Weg zu gehen und zahlt den unvorstellbaren Preis für unsere Sünden und Scham mit dem Tod am Kreuz. Jesus war immer sehr klar zum Thema Risiko: «Ich sende Euch wie Schafe mitten unter die Wölfe» (Mt 10,16). Verfolgung, Verrat auch in den engsten Kreisen bis hin zu Verhören und sogar Tod gehören dazu (Mk 10,17- 25, Lk 21,16-25).

Im Missionsbefehl finden wir Verheissungen wie «Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.» (Mt 28,20) Wir finden aber auch Risiken «und ihr werdet meine Zeugen sein» (Apg 1,8).

Wer Zeuge ist, exponiert sich. Und genau darum geht es: Wenn wir unerreichten Menschen, solchen die gar keinen Zugang zum Evangelium haben, die Botschaft Jesu, das Angebot seiner Liebe, seiner Gnade und Errettung einladend in Wort und Tat weitergeben, werden wir Risiken eingehen müssen. Das war bei Jesus selbst der Fall und auch bei den Jüngern und Aposteln. Alle Jünger, ausser einem, scheinen eines unnatürlichen Todes gestorben zu sein.

Beim genauen Lesen des Neuen Testaments sehen wir, dass die Nachfolger Jesu nicht einfach blauäugig unterwegs waren, sondern hörend auf den Heiligen Geist die Gute Nachricht verkündet haben – mutig, aber auch weise. Zum Beispiel verlassen Paulus und Barnabas in Ikonion, als sie vom einem Anschlag Wind bekommen, die Stadt trotz der jungen Gemeinde und den vielen Möglichkeiten (Apg 14,1-7).

Es hat uns persönlich sehr ermutigt und herausgefordert, die Bibel aus dem Blickwinkel von Risiko, Sicherheit und Leiden zu lesen. Leider hören wir in westeuropäischen Gemeinden wenig darüber.

Was bedeutet dies heute?

Vereinfacht gesagt beobachten wir zwei Extreme «Uns wird nichts passieren, weil wir auf Gott vertrauen.» versus «Risiken und Gefahren lauern an jeder Ecke, nur in der Schweiz bin ich sicher!». Beide Extreme sind ungesund und gründen letztlich auf einem einseitigen Gottesbild. Es gibt keine einfachen Regeln, wieviel Risiko noch vertretbar ist, auch keine Formeln.

Zuerst geht es darum, Jesus immer mehr zu vertrauen, für Gottes Berufung bereit zu sein, ein gesundes und auf der Bibel gegründetes Gottesbild zu entwickeln, Gottes Reden zu hören, selbst bereit zu sein (Gott zwingt nie) und dann mutig, aber weise vorwärtszugehen. Es ist und bleibt ein Balanceakt. Wir selbst haben in Zentralasien einen kleineren Genozid erlebt. Für die Welt klein, für die betroffene Volksgruppe schrecklich und traumatisierend.

War es verantwortungslos von uns, dort zu bleiben, auch wenn wir die nötigen Sicherheitsmassnahmen getroffen haben? Für die betroffene Bevölkerung war es sehr segensreich, gerade in dieser schwierigen Zeit Hilfe zu erhalten, nicht nur materielle Hilfe, sondern vor allem das Zuhören, Krisenseelsorge und zusammen weinen und beten.

Leiden und Risiko gehören zur Nachfolge dazu, nicht um des Leidens willen, sondern weil Jesus selbst diesen Weg gegangen ist. Er möchte, dass alle Menschen gerettet werden (1.Tim 2,4). Wir sind Seine Hände und Füsse auf dieser Welt. Das beinhaltet Risiko.

Autoren: Michael und Gabriela