Eine arrangierte Ehe oder eine aus Liebe – was sagt die Bibel?

Wie die Ehen eingefädelt werden, ist sekundär und kann auch heute von Kultur zu Kultur anders aussehen. Aber die Bibel gibt uns wertvolle Ratschläge, wie das Leben und die Ehe zur Ehre Gottes gelingen dürfen.

Vor vielen Jahren, ich stand kurz vor meiner Hochzeit, machte ich einen Baueinsatz im Norden Pakistans. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Teenagerjungen über Gott und die Welt. Dabei berichtete ich ihm von meinen Heiratsplänen. Er erzählte mir, dass zu gegebener Zeit seine Eltern ihm eine Braut zuhalten werden. Mir war diese Variante fremd, entsprechend muss meine Reaktion gewesen sein. Jedenfalls blickte er mich staunend an und sagte: «Meine Eltern lieben mich und meinen es nur gut mit mir!» Dies war mir eine Lektion, die ich nie mehr vergass.

In Sprüche 19,14 steht: «Haus und Habe vererben die Eltern, aber eine tüchtige Ehefrau kommt vom Herrn.» Aber wie ein Mann zu einer tüchtigen Ehefrau kommt, darüber sagt uns die Bibel wenig. Wie die Ehepaare zusammenfanden, war immer sehr verschieden.

Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass je jünger die Brautleute waren, desto stärker haben die Familien mitbestimmt; und je älter, angesehener und reicher die Männer waren, desto selbstherrlicher wählten sie sich ihre Bräute aus. «Ich beschaffte mir Frauen in Menge» sagt es der Prediger stolz (2,8). Leider hat sich in vielen Ländern bis heute nicht viel daran geändert.

Genesis 24 berichtet uns, wie Abraham seinen Knecht in seine Heimat sandte und ihm den Auftrag gab, für seinen Sohn Isaak eine Frau zu suchen. In Rebekka fand er das richtige Mädchen. Bevor er sich mit ihr auf den langen Heimweg machte, wurde Rebekka gefragt: «Willst du mit diesem Mann ziehen?» Sie antwortete: «Ja, ich will es!» (V.58). Das Kapitel schliesst dann mit dem schönen Vers 67: «Da führte sie Isaak in das Zelt seiner Mutter Sara und nahm Rebekka, und sie wurde seine Frau, und er gewann sie lieb.»

Eine andere nette Liebesgeschichte wird uns im Buch Rut überliefert. Interessanterweise geht da die Initiative von zwei Frauen aus. Die junge Witwe Rut ging auf Anraten ihrer ebenfalls verwitweten Schwiegermutter auf den wohlhabenden und grosszügigen Boas zu und bot sich ihm auf diskrete Art als Ehefrau an. Die Beiden wurden die Urgrosseltern von König David.

Die Bibel ist offen und ehrlich. Die schönen Liebesgeschichten sind eher die Ausnahmen. Anderseits nehmen Sexskandale relativ viel Raum ein (Lot, Juda, Simson, David und seine Söhne – um nur einige zu nennen). Auch die Könige von Israel und Juda waren diesbezüglich schlechte Vorbilder. Allzu oft waren die Verbindungen weder Liebesehen noch von Eltern arrangiert. Zu seinem sexuellen Vergnügen hielt sich Salomo ein grosses Harem Frauen; bei anderen waren es Zweckehen aus politischem Kalkül mit Töchtern heidnischer Könige.

Vielleicht war der Prophet Hosea der Einzige, dem Gott direkt sagte, wen er heiraten soll. Da muss alles glatt gehen, möchte man meinen. Bedingt durch die Untreue seiner Frau wurde es eine sehr schwierige Ehe.

Seit 2010 sinkt die Zahl der Scheidungen in der Schweiz, wobei immer noch davon auszugehen ist, dass zwei von fünf Ehen eines Tages mit einer Scheidung enden könnten. Was als «Liebesheirat» begann, endet häufig in Scherben. Allzu oft werden erotische Wallungen mit Liebe verwechselt. Hätte man auf Bedenken von Eltern oder Freunden gehört, hätte sicher manches Unglück vermieden werden können.

Das Wort Gottes ist in einer Zeit entstanden, in der wohl weniger das individuelle Glück im Zentrum stand, sondern das nackte Überleben des Familienclans. Entsprechend anders waren die Ansprüche an die Ehe.

Die Bibel gibt uns kein wetterfestes Rezept für eine glückliche Eheschliessung. Wie die Ehen eingefädelt werden, ist sekundär und kann auch heute von Kultur zu Kultur anders aussehen. Aber die Bibel gibt uns wertvolle Ratschläge, wie das Leben und die Ehe zur Ehre Gottes gelingen dürfen – z.B. in den zehn Geboten.

Autor: Martin Meier