Als ich 2014 mit dem Erlernen von Tschadarabisch anfing, dachte ich, dass nach einer gewissen Zeit keine Herausforderungen mehr auftreten. Weit gefehlt! Das Einzige, was sich in den Jahren verbessert hat, ist die emotionale Fähigkeit, mit tschadischen Freunden den Knacks in Beziehungen wieder zu kitten. Gefestigte Beziehungen halten auch mal kommunikative Herausforderungen aus.

Gute Kommunikation trotz Hindernissen
Eine solch gute Beziehung besteht zu meiner tschadischen Hebammenkollegin und Freundin Suzanne (siehe Bild). Wir kennen uns seit fünf Jahren. Wir sprechen ein wunderschönes Kauderwelsch aus Französisch und Arabisch, mit einzelnen lateinischen medizinischen Begriffen.

Ich war bei zwei ihrer Geburten ihre Hebamme, wir haben geistliche Erlebnisse gehabt und auch viele medizinische Herausforderungen gemeistert. Unsere Freundschaft ist dadurch so stabil, dass sie einige Kommunikationsfehler aushält. Auch wenn andere uns nicht immer verstehen können, verstehen wir uns blendend und können über unsere Art zu kommunizieren auch noch herzlich lachen.

Unmögliche Kommunikation beim 1. Treffen mit Hindernissen
Das genaue Gegenteil geschieht durch Beziehungslosigkeit, wenn ich in der Klink eine Nomadenfrau zur Schwangerschaftskontrolle vor mir habe und sie auch zum ersten Mal eine weisse Frau Tschadarabisch reden hört. Sie schaut mich mit riesigen Augen an, und ich denke «rede ich Chinesisch, oder was?»

Ich probiere es nochmals – ganz langsam und deutlich, wieder nichts. Lustig wird es dann, wenn eine tschadische Mitarbeiterin versucht, mein Arabisch zu übersetzen. Ich höre dann teilweise meine gerade gesprochenen Worte nochmals, aber wie durch ein Wunder versteht die Frau nun, was wir von ihr wollen. Keine Ahnung, ob es Angst, meine grelle Hautfarbe oder mein fehlendes rollendes Zungen-R war.

Die Einstellung im Herzen spielt eine grosse Rolle
Das wunderschöne von Gott geschaffene Geheimnis in Kommunikation ist, dass sie eben nicht nur aus reinen Vokabeln besteht, was das Erlebnis mit der Wüstenfrau eindrücklich zeigt.

Entschuldigungen, Lächeln, die Hand streicheln, lockeren Augenkontakt halten, freundlicher Ton, zugewandte Körperhaltung und ein hörendes Ohr bauen die Sprachbarrieren ab.

«Kommunikation ist auch dann noch möglich, wenn das liebende Herz lauter ist, als die fehlerhafte Aussprache oder die fehlenden Vokabeln.»

Doch ich habe es ja bei der interkulturellen Arbeit im Tschad nicht nur mit Tschadern zu tun. Lustig wird es, wenn man nicht erkennt, dass man eigentlich in der gleichen Sprache kommunizieren könnte. Eine unbekannte Nummer rief mich an. Wie immer stellte ich mich auf Arabisch vor. Ein Mann sprach im gebrochenen Arabisch und redete über den morgen anstehenden MAF-Flug, auf den ich gebucht war. Ich verstand ihn schlecht und nahm an, dass er ebenfalls mitfliegen wollte. Ich verwies ihn auf die MAF-Nummer und sagte, er müsste dort nachfragen.

Dann erkannte ich, dass es ja diese Nummer war, die mich da anrief und plötzlich sagte er «we can also speak in English». Dann wurde auf einmal alles klar. Er suchte keine Mitfluggelegenheit, sondern informierte mich über Flugänderungen. Was haben wir herzlich gelacht, als wir uns verabschiedeten.

Trotz einem grossen Herzen braucht es auch den Kopf
Doch hin und wieder braucht es das passende Wort an richtiger Stelle. Daher ist das stupide Auswendigpauken von Vokabeln trotz allem unumgänglich. In den letzten zwei Jahren führe ich tiefere Glaubensgespräche oder erkläre einem Ehepaar die natürliche Empfängnisverhütung. Bei solcher Art von komplexer Kommunikation braucht es trotz allem die richtigen Vokabeln. Da hat feinfühlige Kommunikation eben nicht nur etwas mit dem Herzen, sondern auch mit dem Kopf und den Gedanken zu tun.

Auch nach 9 Jahren im Tschad bin ich immer noch ziemlich deutsch und ärgere mich immer, wenn mein Rakschafahrer zu spät kommt. Was haben wir nicht alles über dieses Thema geredet! Mit Vorschlägen und lobenden Worten wollte ich ihn dazu bringen, pünktlich zu kommen. Mit Erfolg. Er kommt in letzter Zeit pünktlich, nur bin ich dann noch nicht parat. Er sagte dann neulich «jetzt haben wir ein neues Problem, ich bin jetzt Deutscher und du bist jetzt Tschaderin geworden». Ojemine!

Autorin: Katharina