«Wie geht es dir heute Morgen? Wie hast du geschlafen? Wie geht es deiner Familie, deinen Kindern?»

Wie wäre das? Mich vorzeitig pensionieren lassen, dann noch einmal einen Auslandeinsatz wagen? Diesen Gedanken hatte ich in Lesotho vor gut 30 Jahren, als ich einem Pensionierten begegnete, der sich als Projektleiter mit viel Schwung für die Lesotho Evangelical Church einsetzte.

Mit knapp 63 Jahren kündigte ich meine Anstellung. Ich betete um Klarheit und Führung, wo Gott mich haben möchte. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich mich von Gott noch nie so ernst genommen fühlte! Innerhalb eines Jahres startete ich in Senegal an der christlichen Schule für Missionskinder – für mich ein echtes Wunder!

Als Administrator bin ich vor allem für die Anstellung, Löhne und Einsatzpläne der senegalesischen Angestellten zuständig. Deshalb ist stets am Morgen mein erster Gedanke: Welche Änderungen gibt es für die Reinigungs- und Küchen-Ladies? Dann kommen bereits die Ersten: «Wie geht es dir heute Morgen? Wie hast du geschlafen? Wie geht es deiner Familie, deinen Kindern?» dieses rituelle Begrüssen ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Ich frage nach, schaue ihnen in die Augen und erkenne ihre Müdigkeit, wenn ein Kind nicht gut geschlafen hat. Ja, diese scheue Aufmerksamkeit, ihr ehrliches Interesse am Gegenüber – das berührt und freut mich jeden Morgen neu!

Die senegalesische Administration ist kompliziert, aber auch immer wieder für eine Überraschung gut! So wollte ich kürzlich die Fotokopie der Aufenthaltsbewilligung einer Lehrerin auf dem Polizeiposten «legalisieren», d.h. mit Stempel und Unterschrift des Postenchefs versehen lassen. Letztes Mal ging dies nicht, weil dieser abwesend war. Heute aber habe ich Glück! Ich zücke den Pass sowie eine Kopie der Bewilligung – aber wo ist das Original? Ich suche … doch mir ist klar: das geht so nicht. Der Polizist zögert, erinnert sich an mein Vorbeikommen letzte Woche, nimmt die Kopie mit einem Lächeln, stempelt sie und erklärt, dass er ja das Original bereits letztes Mal gesehen habe! – So etwas hätte ich nie für möglich gehalten! Für diese entgegenkommende Geste hätte ich ihn umarmen können!

Was macht meinen WEC-Kurzeinsatz wertvoll? Mich einlassen auf den Moment, die Kultur, das Überraschende – jeden Augenblick als Geschenk Gottes erkennen, dankbar annehmen, mich berühren und verwandeln lassen!

Autor: B. aus Senegal