Ich bin wie du. Eine Person, die in ihrem Alltag steht, studiert, arbeitet und die schon fixe Termine für nächstes Jahr hat. Eine Superchristin bin ich auch nicht. Trotzdem habe ich mich entschieden, einen Kurzeinsatz für drei Monate zu machen. Alles, was ich wusste war, dass ich nach Afrika gehen möchte. Gott und die Umstände haben mich dann zu WEC und über WEC nach Südafrika gebracht. Hier arbeite ich im Projekt «Melusi». Schon nach zwei bis drei Tagen habe ich mich sehr gut integriert gefühlt.
In Melusi leben verschiedene Leute, die in der Mission tätig sind, als Gemeinschaft auf einem wunderschönen Grundstück. Am Morgen haben wir Gebets- und Teammeetings und arbeiten dann in verschiedenen Bereichen zum Unterhalt der Organisation. Ich beispielsweise putze, koche oder arbeite im Gemüsegarten. Auf dem Grundstück leben obdachlose Männer, die aus einer Sucht aussteigen oder sonst ihr Leben wieder in Ordnung bringen wollen. Dies ist eine Arbeit, die ich wirklich mag, nicht zuletzt, weil mir die «Residents» sehr ans Herz gewachsen sind.
Dreimal in der Woche gehen wir in die Slums am Stadtrand, wo wir mit den Kindern spielen, tanzen und ihnen eine biblische Geschichte erzählen. Das war dann auch der Punkt, wo der Kulturschock mich ins Nachdenken brachte. Nie zuvor habe ich eine solche Armut gesehen. Die Menschen leben in Lehmhütten, oft steht darin für eine x-köpfige Familie nur ein einziges Bett. Überraschenderweise hat mich das am Anfang kaum bewegt – vielleicht, weil ich Zeit brauchte, vielleicht, weil ich keinen tieferen Einblick in die Lebensumstände der Menschen hatte. Meine Gedanken kreisten viel um die Ursache der Armut und um die Frage, ob die Menschen nicht mehr machen könnten, um ein besseres Leben zu haben.
Auf jeden Fall habe ich Gott gebeten, dass er mein Herz bewegt für das, was auch ihn bewegt. Und so habe ich gemerkt, wie zerrüttet die Familienverhältnisse sind, wie schlecht die Gesundheitsversorgung ist, wie verwahrlost und teilweise misshandelt die Kinder aufwachsen und wie wahnsinnig viele Männer und teils auch Frauen im festen Griff der Alkohol- und Drogensucht gefangen sind. Das hat mich bewegt. Und es hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, dass wir Gottes Gebote absolut ernst nehmen.
Autor: Michelle