Seit mehreren Jahren leiten wir unter der Schirmherrschaft der chaldäischen Kirche ein Gemeinschaftszentrum in einem ärmeren Aussenquartier unserer Grossstadt.

Dort, wo im Winter die ungeteerten Strassen zu Bächen werden und im Sommer die Brunnen austrocknen, leben vor allem Handwerker und Tagelöhner mit mangelhafter oder gar fehlender Schulbildung und auch einige Flüchtlinge.

Zwar sind im Quartier Schulen bis zur 12. Klasse vorhanden, einen Kindergarten gibt es jedoch nicht. Der Druck der Armut, die ethnische und religiöse Vielfalt und die fehlende Perspektive für sich und seine Kinder ist ein Nährboden für nachbarschaftliche Konflikte und häusliche Gewalt. Das Gemeinschaftszentrum versucht in dieser Situation ein Ort der Hoffnung zu sein, wo jedem eine Chance gegeben wird.

Ein breites Angebot

Im Jahr 2022 wurden sowohl Kurse für Kinder als auch für Erwachsene angeboten.
Angebote für Kinder: Kindergarten, Nachhilfestunden, Sommerschule, Kurs für behinderte Kinder, psychologische Beratung
Angebote für Erwachsene: Alphabetisierungsklasse, Strick- und Häkelklasse, Coiffeurkurs, Arabisch, Englisch, psychologische Beratung.

Insgesamt machten über 200 Kinder und etwa 100 Erwachsene, mehrheitlich Frauen, von den Angeboten Gebrauch.

Einheimsche Lehrkräfte

Die Kurse werden von einheimischen Lehrern geleitet, einige von ihnen aus dem Quartier selbst. Sie erhalten einen angemessenen Lohn und Weiterbildung. Auch im vergangenen Jahr haben wir Heizöl für die Ärmsten und Eier zum jesidischen Frühlingsfest verteilt.

Unser Gemeinschaftszentrum ist sozialdiakonisch, und es werden keine religiösen Inhalte vermittelt. Trotzdem findet die Botschaft der Hoffnung durch unser Leben den Weg zu den Herzen der Kursleiter und Teilnehmer. Interessierte leiten wir in diesem Fall an die Gemeinden im Zentrum der Stadt weiter.

Den Schatz weitergeben

Der Same der Hoffnung lässt die Menschen aber auch über ihre persönlichen Nöte hinausblicken. Eine Teilnehmerin der Alphabetisierungsklasse bat uns um Unterstützung, um in ihrem Heimatdorf einen solchen Kurs zu starten. Das haben wir getan und offene Türen gefunden. So fanden dort auch mehrere Kindernachmittage statt. Wir träumen davon, in Zukunft ein Team im Dorf zu haben.

«Ihr wart euch nicht zu schade, euch um ein paar Frauen in einem Dorf zu kümmern. Darum wollen wir den Schatz, den ihr in unsere Hände gelegt habt, an die nächste Generation weitergeben.»

Doch auch im Quartier sieht es ähnlich aus: Eines Tages erschien der Schuldirektor mit einigen Lehrern im Gemeinschaftszentrum und überreichte uns eine Ehrungsurkunde.

Er spürt, welche Kinder seiner Schule bei uns ein- und ausgehen und ist dafür sehr dankbar. Als wir ein neues Gebäude brauchten, war er deshalb einer der ersten, der im Quartier nach einem geeigneten Ort suchte.

So beten wir, dass die Liebe und der Friede Gottes immer wieder auf fruchtbaren Boden fällt.

Autoren: A. & T. K.